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SIBIRISCHES ITL

   
 

Auch

SIBULON
SibLag

   

Fotos, Illustrationen
und Dokumente

 

Kurzinfo

Das Sibirische ITL wurde im September 1929 eingerichtet und bestand mindestens bis zum Jahr 1960. Seine Verwaltung befand sich seit der Einrichtung bis Dezember 1933, von August 1935 bis Februar 1937 sowie von Juli 1939 bis September 1943 in Nowossibirsk. In den anderen Zeiträumen war die Verwaltung in Mariinsk. Die max. Insassenzahl betrug 78.900 Personen, die in der Landwirtschaft, bei der Holzgewinnung, im Straßen- und Industriebau sowie in diversen Industriebetrieben eingesetzt wurden.

Biographien

Alexander Alexandrowitsch Borchman
Anatoli Wladimirowitsch Andrejew
Erich Dawidowitsch Dik
Frieda Mayer-Melikowa
Gertrude Adamowna Rau
Gustaw-Burchard (Georgi) Nikolajewitsch Waldenmaier
Iwan Petrowitsch Suchanow
Josefine Germanowna Taube
Ketti Lorscheidt (Zimmer)
Konstantin Walerjanowitsch Flug
Lasar Lwowitsch Rabinowitsch
Willi Mielenz

Zuordnung

Lagerverwaltungen und Lagerabteilungen unter Zentralverwaltung

Dauer

eingerichtet im Herbst 1929 (1);
am 01.01.1960 immer noch in Betrieb {46}.

Zuständigkeit

OGPU (ab Gründung), ULAG-GULAG der OGPU und bevollmächtigte Vertretung der OGPU für die Region Westsibirien seit dem 25.04.30 [1-5]; Abteilung für Lager, Arbeitssiedlungen und Haftanstalten der Verwaltung des NKWD für die Region Westsibirien seit dem 08.05.35 [6];
GULAG des NKWD seit dem 21.10.37 [7]; Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien der Verwaltung des NKWD für das Gebiet Nowossibirsk seit dem 29.07.39 [8], {10, 11};
GULAG seit dem 07.04.42 [9];
GULAG des MJu seit dem 02.04.53 {33};
Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien des MWD der RSFSR seit dem 09.04.56 [10] (3).

Standort

Nowossibirsk bis zum 15.12.33 [5];
Mariinsk (4), vom 15.12.33 bis spätestens 07.08.35 [5, 11], {5};
Nowossibirsk, spätestens seit 07.08.35 bis frühestens 28.02.37 [11], {5, 6};
Mariinsk, frühestens seit 28.02.37 bis 29.07.39 {6}, [8];
Nowossibirsk, vom 29.07.39 bis 04.09.43 [8, 12], {10, 11};
Mariinsk, seit dem 04.09.43 [12], {13-15, 17, 19, 37}, [13].

Wirtschaftstätigkeit

Landwirtschaft (Feld- und Viehwirtschaft (6)), Holzgewinnung, Kohleförderung, Vertragsarbeiten für die staatliche Aktiengesellschaft "Sojussoloto", Verkehrswegebau, u.a. Eisenbahnstrecke für den Holztransport von Itatka über Ksenjewka (7) zum Fluss Tschulym (42,5 km), Nifantjew-Fernstraße (174 km, Region Turuchan), Gornaja-Schorija-Eisenbahn (8) und Tschui-Landstraße, Bereitstellung von Arbeitskräften für den Bau Nr. 392 in Kemerowo [14], Bau des Ziegelwerks in Mariinsk [15], Einsatz in Ziegelwerken, im Jaisk-Bekleidungswerk (9), Fischfang, Produktion von Bekleidung, Trikotagen, Filz, Schafspelzen, Leder und Schuhen, Metallbearbeitung [13, 15-22] (10).

Insassenzahlen

01.01.30 - 4.592 [4];
01.06.30 - 24.284 [16];
01.01.31. - 21.149 [23];
Jahresdurchschnitt für: 1931 - 30.100, 1932 - 28.073, 1933 - 48.136, 1934 - 45.752 [24];
01.01.34 - 45.422, 01.01.35 - 58.609, 01.01.36 - 65.447, 01.01.37 - 51.473, 01.01.38 - 78.838, 01.10.38 - 45.295 (11), 01.01.39 - 46.382 (12), 01.01.40 - 40.275 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO);
01.01.41 - 43.857, 01.07.41 - 51.828 [25]; 01.01.42 - 77.919 [26];
01.04.42 - 70.370 (13), 01.01.43 - 30.463 [27]; 01.01.44 - 29.627, 01.45 - 39.455, 01.01.47 41.075 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO);
01.10.47 - 37.595 (14) [15];
01.01.48 - 37.554, 31.01.49 - 39.437, 01.01.51 - 36.565 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO), 01.03.51 - 33.225 (15) [21];
01.01.53 - 30.114, 01.01.54 - 17.410, 01.01.55 - 12.503, 01.01.56 - 9.268 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO);
20.05.56 - 10.069 (16) [13];
01.01.57 - 10.908, 01.01.58 - 10.150, 01.01.60 - 6.929 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO).

Leiter

Leiter: M. M. TSCHUNTONOW, 01.09.29 - 28.10.31 [28, 29];
I. M. BIKSON, 28.10.31 - 23.08.32 [29, 30];
A. A. GORSCHKOW, 23.08.32 - 22.11.33 [30, 5];
Interimsleiter: P. P. SOKOLOW, 22.11.33 - ? [5];
Leiter: M. M. TSCHUNTONOW, 19.02.34 - 22.04.36 [31, 32] (17);
Oberleutnant der Staatssicherheit A. B. SCHISCHMAREW,03.10.36 - 14.09.38 [33, 34] (18);
Oberleutnant der Staatssicherheit A. S. SWIRIDOW, 14.09.38 - 04.40 [34, 35];
Oberstleutnant der Staatssicherheit R. P. FILIMONOW, 07.04.42 (19) - 07.07.45 [9, 36];
Major G. M. PROKOPJEW (erwähnt am 10.10.45) [37], 27.02.46 - 17.09.47 [38,39];
kommissarischer Leiter: ? ? TSCHERKASCHIN, 17.09.47 - ? [39] (20);
Oberstleutnant G. M. PROKOPJEW, ? - 20.02.51 [40] (21);
Major (Oberstleutnant, Oberst) I. M. WELIKANOW, 20.02.51 - frühestens 03.58 (22) [40, 33];
kommissarischer Leiter: Major ?. ?. SUJEW, (erwähnt am 29.05.56) [13];
Stellvertreter: F. J. TSCHERNOTALOW, 07.04.42 - ? [9];
Oberstleutnant im Innendienst P. M. LUDTSCHHENKOW, 06.06.53 - ? [41].

Archiv

Im Staatsarchiv Gebiet Nowossibirsk: Dokumente der Politabteilung des ITL (1935-1942), schriftliche Berichte und Bescheinigungen zu den Ergebnissen der Überprüfung des ITL, Verordnungen und Rundschreiben zur Arbeit des SibLag [42].

Fußnote(n)

(1) Ein Befehl über die Einrichtung des ITL wurde nicht gefunden;
es wurde in Folge des Regierungsbeschlusses über den Einsatz von Häftlingsarbeit bei der Besiedlung entfernter Gebiete in der UdSSR und bei der Ausbeutung ihrer Naturschätze eingerichtet (Erlass des Rates der Volkskommissare vom 11.07.29 [43]).
Die erste dokumentierte Erwähnung des Sibulon ist vom Herbst 1929 [4], [16. Bl. 41];
Leiter "ab 01.09.29" ernannt [28];
Personal des ITL am 27.10.30 [44] bekannt gegeben.
(2) Die Abteilung wurde per Befehl in eine Verwaltung umstrukturiert [11].
(3) Übergabe gemäß Verfügung 8146-rs des Ministerrats der UdSSR vom 03.12.55 [10];
siehe auch "Übergabeprotokoll des Sibirischen ITL des MWD an die Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien (UITLK) des MWD der RSFSR vom 29.05.56" [13].
(4) Gebiet Nowossibirsk (seit 1943 Gebiet Kemerowo).
(5) Gemäß {10, 11} gehörte das Postfach 247 der Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien (UITLK) der NKWD-Verwaltung für das Gebiet Nowossibirsk. Es sei vermerkt, dass in den Berichten der Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG (URO) 1939-1942 das Lager "Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien (UITLK) der NKWD-Verwaltung für das Gebiet Nowossibirsk (SibLag)" genannt wird.
(6) 1951 verfügte das SibLag über 8.400 Rinder, 29.406 Schweine und 5.504 Pferde [21].
(7) 1938 gehörten die Städte Itatka und Ksenjewka zum Gebiet Nowossibirsk, heute zum Gebiet Tomsk.
(8) Die Strecke wurde seit 1933 gebaut und führte von der Station Kupel an der Tomsk-Eisenbahn bis zur Station Taschtagol (95 km). Sie diente dem Erztransport von den Lagerstätten Taschtagol zum Hüttenkombinat Kusnezk [19]. 1938 wurde für den Bau der Strecke das GORNAJA-SCHORIJA-ITL eingerichtet.
(9) Die Konfektionsfabrik Jaja (Arbeitersiedlung Jaja) war die größte Nähfabrik des GULAG für die Fertigung von Häftlingsbekleidung (Angaben von 1940) [22].
(10) 1932 wurden in der Holzgewinnung 6.000 Häftlinge eingesetzt, in der Kohleförderung - 6.800, in der Landwirtschaft - 6.000 und in der Konsumgüterproduktion - 3.600 [17].
(11) Davon 14.171 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen sowie 11.261 als sozial-gefährliche und sozial-schädliche Elemente Verurteilte [45].
(12) Am 21.05.39 werden im Lager die Spezialabteilungen (mit besonderem Regime) aufgelöst. Die "sozial gefährlichsten Häftlinge" werden in entlegene Lager deportiert: SewWostLag, NorilLag, WorkutLag und in das Lagergebiet Uchta-Petschora [46].
(13) Davon 16.610 Frauen und 24.388 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen [27].
(14) Davon 7.848 Frauen und 4.657 Verurteilte zu Katorga (darunter 765 Frauen) [15].
(15) Davon 13.845 Frauen und 3.699 Verurteilte zu Katorga (darunter 884 Frauen) [21].
(16) Davon 7.573 Frauen [13].
(17) Tatsächlich legte er seine Funktion später nieder, weil er noch am 19.06.36 [47] erwähnt wird.
(18) 1938 verhaftet [48].
(19) Im Zuge der Ernennung zum Leiter des SibLag wurde er seines Amtes als Leiter der Verwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien (UITLK) der NKWD-Verwaltung Kreis Krasnojarsk enthoben.
(20) Siehe auch "Übergabeprotokoll der Akten des SIBIRISCHEN ITL durch den ehemaligen Verwaltungsleiter Major G. M. Prokopjew an den wiederernannten kommissarischen Verwaltungsleiter Tscherkaschin vom 01.10.47" [15].
(21) Siehe auch "Übergabeprotokoll der Akten des SIBIRISCHEN ITL durch den ehemaligen Verwaltungsleiter Oberstleutnant G. M. Prokopjew an den wiederernannten Verwaltungsleiter Major I. M. Welikanow vom 16.03.51" [21].
(22) Bestätigung per Befehl bei der Übergabe des GULAG an das MJu [49].

Quellennachweis

1. Befehl der OGPU 130/63 vom 25.04.30.
2. Befehl 169/81 der OGPU vom 23.05.30.
3. Befehl 8 des NKWD vom 15.07.34.
4. ZA des FSB. f. 2, op. 8, d. 104. l. 27.
5. Befehl 00369 der OGPU vom 22.11.33.
6. Befehl 00169 des NKWD vom 08.05.35.
7. Befehl 0128 des NKWD vom 21.10.37.
8. Befehl 00871 des NKWD vom 29.07.39.
9. Befehl 0116 des NKWD vom 07.04.42.
10. Befehl 0118 des MWD vom 09.04.56.
11. Befehl 00288 des NKWD vom 07.08.35.
12. Befehl 001483 des NKWD vom 04.09.43.
13. GARF. f. 9414, op. 1, d. 270. l. 365-378.
14. Befehl 152 des NKWD vom 29.09.38.
15. GARF. f. 9414, op. 1d, d. 36, l. 31-52.
16. Ebenda. op. 1, d. 2919, l. 53.
17. Ebenda. d. 2920, l. 170.
18. Ebenda. d. 2922, l. 21.
19. Ebenda. d. 2927, l. 69.
20. Befehl 107 des NKWD vom 20.03.39.
21. GARF. f. 9414, op. 1d, d. 93, l. 214-239.
22 Ebenda. op. 1, d. 28, l. 88.
23. ZA des FSB. f. 2, op. 9, d. 955, l. 95.
24. GARF. f. 9414, op. 1, d. 2740, l. 1-8, 14.
25. Ebenda. op. 1d, d. 371, l. 3, 53.
26. Ebenda. d. 372, l. 7ob., 8.
27. Ebenda. d. 378, l. 1ob., 109ob.
28. Befehl 87ls der OGPU vom 13.03.30.
29. Befehl 629ls der OGPU vom 28.10.31.
30. Befehl 810ls der OGPU vom 23.08.32.
31. Befehl 2079ls der OGPU vom 19.02.34.
32. Befehl 305ls des NKWD vom 22.04.36.
33. GARF. Dienstkarte des GULAG.
34. Ebenda. f. 9414, op. 1, d. 2925, l. 2.
35. Befehl 2138ls des NKWD vom 14.09.38.
36. Befehl 632ls des NKWD vom 07.07.45.
37. Befehl 001186 des NKWD vom 10.10.45.
38. Befehl 282ls des NKWD vom 27.02.46.
39. Befehl 0565 des MWD vom 17.09.47.
40. Befehl 224ls des MWD vom 20.02.51.
41. Befehl 460/lg des MJu vom 06.06.53.
42. Brief des Staatsarchivs Gebiet Nowossibirsk Nr. 4-t vom 30.01.97
43. GARF. f. 5446, op. 1, d. 48, l. 210-212.
44. Befehl 363/166 der OGPU vom 27.10.30.
45. Ebenda. d. 1140, l. 140.
46. Befehl 00577 des NKWD vom 21.05.39.
47. Befehl 219 des NKWD vom 19.06.36.
48. ZA des FSB. f. 3-os, op. 6, d. 13, l. 214.
49. Befehl 031/l des MJu vom 07.04.53.

Autor(en)

Sergei Kriwenko

Quelle

Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR 1923-1960. Handbuch. Hrsg. Michail Smirnow

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