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TEMNIKOWSKI-ITL

   
 

Auch

TemLag

   

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Kurzinfo

Das TEMNIKOWSKI-ITL bestand von Juni 1931 bis Oktober 1948, seine Verwaltung befand sich in der Siedlung Jawas, Mordwinische ASSR. Die maximale Gefangenenzahl betrug bis zu 31.000 Personen, die in der Holzbeschaffung, beim Eisenbahnbau sowie in diversen Industriebetrieben eingesetzt wurden.

Biographien

Ariadna Sergejewna Efron
Eberhard Pautsch
Elwira Gertsch
Erla Abramowna Gertsch (Rosenbljum)
Johanna Harms
Käthe Fraedrich
Kreszentia (Zenzl) Mühsam
Margarita Robertowna Schitz
Marija Issaakowna Unrau
Marija Nikolajewna Troizkaja
Nina Andrejewna Wogau

Zuordnung

Lagerverwaltungen und Lagerabteilungen unter Zentralverwaltung

Dauer

eingerichtet am 06.06.31 [1] (1);
geschlossen am 12.10.48 (umgewandelt in Sonderlager Nr. 3) [2] (2).

Zuständigkeit

GULAG der OGPU und Bevollmächtigte Vertretung der OGPU für die Region Mittlere Wolga ab 06.06.31 [1, 3, 4];
Bevollmächtigte Vertretung der OGPU für die Region Gorki ab 20.06.34 [3];
NKWD-Verwaltung für die Region Mittlere Wolga ab 22.08.34 [5];
GULAG ab 08.05.35 [6-8], {5}.

Standort

Region Mittlere Wolga, Gebiet Mordwinien, Bezirk Temnikowski [1];
Mordwinische ASSR, Bezirk Subowo-Poljanski, Siedlung Jawas [5], {5, 6, 10, 11, 14, 15, 17}.

Wirtschaftstätigkeit

- bis 12.10.40 (4) Holzbeschaffung (3),
- Konsumgüterproduktion, u.a. Kleidung (1942-1943 ebenso Herstellung von Uniformen für die Rote Armee), Trikotagen, Schuhe,
- Holzverarbeitung, Gewinnung von Baumharzen und Rohterpentin, Hanf- und Juteanbau (1942 ebenfalls Produktion von speziellen Munitionsverschlüssen),
- ab 16.11.32 Verlegung eines zweiten Gleises auf der Eisenbahnstrecke Rjasan — Potma,
- Bau des Gleisanschlusses Unscha-Wetluga,
- Landwirtschaft, Einsatz von Arbeitskräften in Industriekombinaten des GULAG (Bekleidungswerke, Holzverarbeitungsbetriebe (5), Holzbeschaffung) [8-13].

Insassenzahlen

Jahresdurchschnitt: 1931 (Juni - Dezember) — 17.000, 1932 — 22.166, 1933 — 30.978, 1934 — 28.329, 1935 — 26.361, 1936 — 19.295;
01.01.34 — 25.541, 01.01.35 — 30.912, 01.01.36 — 20.974, 01.01.37 — 25.544, 01.01.38 — 17.921, 01.10.38 — 20.774, 01.01.39 — 22.821, 01.01.41 — 17.865, 01.07.41 — 16.925 [14];
01.01.42 — 15.391 [15];
01.04.42 — 14.343, 01.01.43 — 14.896 [16];
01.44 — 11.688, 01.45 — 12.859, 01.01.47 — 15.803, 01.01.48 — 19.419 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO);
01.08.48 — 13.877 [11] (6).

Leiter

Leiter: E. I. SENKEWITSCH, 01.08.31 - 17.09.31 [17] (7);
S. M. SUBKOW, 19.03.32 - frühestens 27.03.33 [18], [19. l. 59];
E. Ju. TISENBERG, 22.08.33 - 25.12.34 [20, 21] (8);
?. ?. MAKEDONSKI, (erwähnt am 20.03.35) [22];
A. N. ISRAILEW, 13.04.35 - 14.11.36 [23, 24];
M. L. DOLIN, Interimsleiter ab 14.11.36 [24], Leiter 15.04.37 - 10.12.38 [25, 26];
Hauptmann der Staatssicherheit Je. E. KANEWSKI, 10.12.38 - 10.05.39 (Verhaftung) [26, 27];
Hauptmann der Staatssicherheit B. P. BOLSCHEMENNIKOW, 25.06.39 - 14.09.39 (9) [28, 29];
?. ?. PAPERMAN, (erwähnt am 04.02.40) [30];
Hauptmann der Staatssicherheit I. S. SCHITOMIRSKI, 01.05.40 - 04.04.42 [31, 32];
?. ?. KADYSCHEW, (erwähnt am 15.08.41) [33];
Hauptmann (Oberst) der Staatssicherheit I. Ja. KARPOW, 22.05.42 - 26.10.43 (10) [34, 35];
Major der Staatssicherheit I. M. KUSNEZOW, Interimsleiter 07.10.43 - 27.12.43 (11);
Oberstleutnant (Oberst) der Staatssicherheit G. Ja. ZYWJAN, 09.12.43 - 11.10.48 [36, 11] (12); Stellvertretender Leiter: Hauptmann der Staatssicherheit K. I. WINKE, (erwähnt am 14.06.42) [12];
A. P. TSCHEBAN, ? - 27.04.48 [37].

Archiv

Archiv des EICHENHAINLAGERS: 59.688 Personalakten von Häftlingen, 3.376 Geschäftsunterlagen, Personalakten von Mitarbeitern {1}.

Zusätzliche Angaben

1937 ging das WETLUGA-ITL an das TemLag über [38]. Am 21.05.39 wurden im TemLag die Spezialabteilungen (mit Sonderregime) abgeschafft;
die "sozial-gefährlichsten" Häftlinge wurden in weit entfernte Lager deportiert: das NORDÖSTLICHE ITL, NORILSKER ITL, WORKUTA-ITL und das Einzugsgebiet der Uchta-Petschora-Lager (ähnliche Spezialabteilungen wurden im KARAGANDA-ITL und SIBIRISCHEN ITL aufgelöst) {39}.

Fußnote(n)

(1) Die Verwaltung des Temnikowski-Lagers galt ab 25.05.31 als eingerichtet [1];
derselbe Befehl sah die Auflösung der Verwaltung der NÖRDLICHEN LAGER DER OGPU ZUR BESONDEREN VERWENDUNG vor.
(2) Bei seiner Auflösung wurde die Wirtschaft des TemLag zwischen dem EICHENHAINLAGER und dem Industriekombinat des GULAG aufgeteilt;
aus letzterem wird eine selbstständige Produktionsstruktur – das "Temnikowski-Kombinat des GULAG" [2] – gebildet, die keine eigenen Lagerunterabteilungen besaß (siehe auch "Protokoll über die Aufteilung der Wirtschaft des TemLag zwischen dem Industriekombinat und dem EICHENHAINLAGER vom 03.09.48" [40] und "Protokoll über die Auflösung des TemLag vom 11.10.48" [11]). Später ging das Industriekombinat des GULAG in den Bestand des EICHENHAINLAGERS über [41].
(3) U.a. Versorgung der Stadt Moskau mit Brennholz [42]. 1932 waren 18.700 Häftlinge mit der Holzversorgung der Stadt Moskau und 6.300 Häftlinge in der Konsumgüterproduktion beschäftigt [43]. 1934 lieferte das TemLag 30 % des gesamten Brennholzbedarfs der Stadt Moskau [9].
(4) Das Temnikowski-Lager für Holzbeschaffung wurde am 12.10.40 in eine Industrie zur Konsumgüterproduktion umgewandelt [8]. Betriebe aus dem Bereich der Konsumgüterproduktion gab es auch schon früher in seinem Bestand [43, 44].
Die Holzgewinnung wird ebenfalls 1942-1943 als eine Nebenwirtschaft erwähnt [12, 45].
(5) Die Hauptprodukte waren Schach- und Damespiele, Möbel, Schutzhüllen für Radioapparate [11].
(6) Davon zum 01.10.38 - 6.996 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen und 4.816 als sozial-gefährliche und sozial-schädliche Elemente Verurteilt [46];
zum 01.04.42 - 4.867 Frauen und 6.879 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen;
zum 01.01.43 — 6.204 Frauen und 4.765 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen [16];
zum 01.08.48 - 4.371 Frauen [11].
(7) Bis zum 01.08.31 war E. I. SENKEWITSCH Leiters des USEWLON [47];
am 17.09.31 Ernennung zum Leiter des SWIR-ITL [17].
(8) In Wirklichkeit trat er den Posten früher an, da er am 12.05.33 als Leiter erwähnt wird [19. Bl. 74]. Bis dahin war E. Ju. TISENBERG Leiter der Abteilung für Produktionsplanung des GULAG der OGPU [48];
ab 25.12.34 Leiter des SWIR-ITL [21].
(9) Nach seiner Verhaftung Entlassung aus den Organen des NKWD.
(10) Siehe auch „Übergabeprotokoll der Geschäfte vom stellvertretenden Verwaltungsleiter des TemLag, K. I. WINKE, an den neu ernannten Verwaltungsleiter I. Ja. KARPOW vom 14.06.42" [12]. Bei der Entlassung als Leiter des TemLag wurde I. Ja. KARPOW zum stellvertretenden Volkskommissar für Innere Angelegenheiten der Weißrussischen SSR ernannt [35].
(11) Die Ernennung I. M. KUSNEZOWs als Interimsleiter der Verwaltung des TemLag erfolgte am 07.10.43 per Anordnung Nr. 40/4/2585 vom 03.10.43 des stellvertretenden Volkskommissars für Innere Angelegenheiten;
das Übergabeprotokoll wurde am 05.11.43 von I. JA. KARPOW und I. M. KUSNEZOW unterschrieben [13]. Die Beendigung des Dienstverhältnisses mit I. M. KUSNEZOW als Interimsleiter der Verwaltung wird im „Übergabeprotokoll der Geschäfte und der Verwaltungsleitung des TemLag vom 27.12.43" fixiert [45].
(12) Die Beendigung des Dienstverhältnisses mit G. Ja. ZYWJAN als Leiter der Verwaltung des TemLag wird laut [11] festgelegt. Später wurde G. Ja. ZYWJAN zum stellvertretenden Verwaltungsleiter des BAUS 18 UND ITL ernannt [49].

Quellennachweis

1. Befehl 296/173 der OGPU vom 06.06.31.
2. Befehl 00809 des MWD vom 12.07.48.
3. Befehl 546 der OGPU vom 20.06.34.
4. Befehl 169/81 der OGPU vom 23.05.30.
5. Befehl 0048 des NKWD vom 22.08.34.
6. Befehl 00169 des NKWD vom 08.05.35.
7. Befehl 00205 des NKWD vom 09.03.39.
8. Befehl 001296 des NKWD vom 12.10.40.
9. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2922. l. 17.
10. Ebenda. d. 45. l. 367.
11. Ebenda. op. 1d. d. 63. l. 1-2.
12. Ebenda. d. 13. l. 1-42.
13. Ebenda. d. 15. l. 52-76.
14. Ebenda. d. 371. l. 3, 53.
15. Ebenda. d. 372. l. 7ob., 8.
16. Ebenda. d. 378. l. 2, 110.
17. Befehl 529/287 der OGPU vom 17.09.31.
18. Befehl 241ls der OGPU vom 19.03.32.
19. GARF. f. 9414. op. 1. d. 3.
20. Befehl 333ls der OGPU vom 22.08.33.
21. Befehl 361ls der OGPU vom 25.12.34.
22. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2923. l. 35.
23. Befehl 223ls des NKWD vom 13.04.35.
24. Befehl 1105ls des NKWD vom 14.11.36.
25. Befehl 532ls des NKWD vom 15.04.37.
26. Befehl 2499ls des NKWD vom 10.12.38.
27. GIZ des MWD (10.05.39 - Verhaftungsdatum).
28. Befehl 1413ls des NKWD vom 25.06.39.
29. Befehl 1738ls des NKWD vom 14.09.39.
30. Befehl 058 des NKWD vom 04.02.40.
31. Befehl 642ls des NKWD vom 01.05.40.
32. GARF. Dienstkarte des GULAG.
33. Befehl 0371 des NKWD vom 15.08.41.
34. Befehl 1691ls des NKWD vom 22.05.42.
35. Befehl 2096ls des NKWD vom 26.10.43.
36. Befehl 2255ls des NKWD vom 09.12.43.
37. Befehl 502ls des MWD vom 27.04.48.
38. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2740. l. 21-42.
39. Befehl 00577 des NKWD vom 21.05.39.
40. GARF. f. 9414. op. 1d. d. 40. l. 290-295.
41. Befehl 001290 des MWD vom 30.10.48.
42. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2. l. 92ob.
43. Ebenda. d. 2920. l. 179.
44. Befehl 107 des NKWD vom 20.03.39.
45. GARF. f. 9414. op. 1d. d. 19. l. 1-27.
46. Ebenda. op. 1. d. 1140. l. 141.
47. Befehl 404ls der OGPU vom 01.08.32.
48. Befehl 32 des GULAG der OGPU vom 26.08.32.
49. Befehl 065 des MWD vom 07.02.49.

Autor(en)

Sergei Kriwenko

Quelle

Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR 1923-1960. Handbuch. Hrsg. Michail Smirnow

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