Kurzinfo | Das WEISSMEER-OSTSEE-ITL bestand vom November 1931 bis September 1941, seine Verwaltung befand sich zunächst in der Stadt Medweschjegorsk, von Juli 1933 bis September 1935 im Dorf Nadwoizy und anschließend wieder in Medweschjegorsk. Im Lager waren bis zu 108.000 Personen inhaftiert, die zunächst beim Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals und später auch im laufenden Betrieb eingesetzt wurden. Außerdem arbeiteten die Gefangenen in der Holzgewinnung, im Wasser-, Verkehrswege- und Industriebau. | Biographien | Dawid Dawidowitsch Gerzen Dawid Genrichowitsch Gerzen Elwira Gertsch Juri Reschetnikow Konstantin Karlowitsch Winkler Pawel Alexandrowitsch Florenski Wassili Wassiljewitsch Efa
| Zuordnung | Lagerverwaltungen und Lagerabteilungen unter Zentralverwaltung | Dauer | eingerichtet am 16.11.31 auf der Basis des SOLOWEZKI-ITL des OGPU [1];
geschlossen 18.09.41 [2] (1). | Zuständigkeit | GULAG der OGPU ab 16.11.31 [1, 3];
ULP (Verwaltung für Holzwirtschaft) des GULAG ab 09.03.39 [4];
ULLP (Verwaltung der Lager für Holzwirtschaft) des NKWD ab 26.02.41 [5]. | Standort | Station Medweschja Gora (Stadt Medweschjegorsk) ab 16.11.31 [1];
Dorf Nadwojzy (heutige Schreibung Nadwoizy) ab 02.07.33 [6] (2);
Stadt Medweschjegorsk spätestens ab 07.09.35 {5, 6, 10, 11}. | Wirtschaftstätigkeit | - ab 16.11.31 Bereitstellung von Arbeitskräften für die Bauverwaltung der Weißmeer-Ostsee-Wasserstraße (BBWP) der OGPU (Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals, Holzgewinnung und Flößereiarbeiten im Einzugsgebiet des Wygsees [1, 6]) (3),
- ab 17.08.33 Bereitstellung von Arbeitskräften für das Weißmeer-Ostsee-Kombinat der OGPU-NKWD (BBK) (4) [7], insbesondere: Betrieb des Weißmeer-Ostsee-Kanals und Erschließung des Umlands, Holzgewinnung (5),
- ab Herbst 1935 Bau des Papierkombinats Segescha,
- Bau des Wasserkraftwerks Untere Tuloma (Tuloma) am gleichnamigen Fluss,
- ab Sommer 1937 Bau des Nickelkombinats Montschegorsk,
- November 1940 Bau der Spiritusfabrik Kondopoga,
- Bau des Hafens in Soroka [8-12] (6) und des Wasserkraftwerks Onda, Räumungsarbeiten für PudoschStroi,
- Bau einer Schiffswerft in Pinduschi (Onegasee), eines Schiffsreparaturwerks in Powenez und des Sägewerks Medweschjegorsk,
- Schiffbau, Produktion von Konsumgütern,
- Landwirtschaft, Fischfang [8, 9, 12],
- Bau des Gleisanschlusses zur Station Montsche-Tundra (heute die Stadt Montschegorsk) (10.35) [10]. | Insassenzahlen | 12.32 — 107.900 [13];
Jahresdurchschnitt: 1931 — 64.100, 1932 — 99.095, 1933 — 84.504, 1934 — 62.211, 1935 — 78.248, 1936 — 57.969 [14];
01.01.34 — 70.373, 01.01.35 — 66.418, 01.01.36 — 90.290, 01.01.37 — 58.965, 01.10.38 — 79.232 (7), 01.01.39 — 86.567 (Erfassungs- und Verteilungsabteilung des GULAG - URO);
01.01.41 — 71.269, 15.06.41 — 67.928 [15]. | Leiter | WEISSMEER-OSTSEE-ITL: E. I. SENKEWITSCH, 16.11.31 - 16.01.32 [1, 16];
P. F. ALEXANDROW, Interimsleiter ab 16.01.32, Leiter ab 28.03.32 - frühestens 15.01.33 [16, 17], [12. S. 58];
S. G. FIRIN, (erwähnt 1933) [12. S. 72];
D. W. USPENSKI, 02.07.33 - 07.10.36 [6, 18];
S. A. ALMASOW-ALMASJAN (ALMASOW) 07.10.36 (8) - 13.07.37 [18, 19]; Interimsleiter: Oberleutnant der Staatssicherheit M. M. TSCHUNTONOW, 13.07.37 - 28.08.37 [19, 20];
Leiter: Stabsmajor der Staatssicherheit M. M. TIMOFEJEW, 28.08.37 - 01.03.41 [20, 21];
Major der Staatssicherheit I. T. SERGEJEW, 01.03.41 - 18.09.41 (9) [21, 2];
BAUVERWALTUNG DER BBWP (3): Leiter: L. I. KOGAN (10), stellvertretender Leiter: Ja. D. RAPOPORT, Assistent des Leiters und Leiter des Weißmeer-Ostsee-Lagers E. I. SENKEWITSCH, Arbeitsleiter N. A. FRENKEL, (bei allen einheitliche Amtszeit vom 16.11.31 bis zum Abschluss der Bauarbeiten an der BBWP (11) [1, 22]);
BBK der OGPU-NKWD (12): Leiter: Ja. D. RAPOPORT, 23.08.33 (13) - 16.09.35 (14) [23, 24];
S. A. ALMASOW-ALMASJAN, 04.12.35 - 13.07.37 [25, 19]. | Archiv | 1956 in der Abteilung für Besserungsarbeitskolonien (OITK) des MWD der Karelischen ASSR: Personalakten und Kartei Form Nr. 2 von Häftlingen, Kartei flüchtiger Häftlinge, Geschäftsunterlagen, Archive der technischen und Forschungsabteilung des BBK, Befehle zum BBK;
in der öffentlichen Staatsbibliothek "Saltykow-Schtschedrin" (Leningrad) in den Beständen der Zeitungsabteilung: Zeitung "Die Stalin-Trasse" (Organ des Weißmeer-Ostsee Bezirkkomitees der KPdSU(B) und der Verwaltung des Weißmeer-Ostsee-Lagers {1}. 1996 im Zentralen Staatsarchiv der Republik Karelien: Befehle und Anordnungen die Verwaltung des BBK betreffend, Übersichten über die Produktions- und Wirtschaftstätigkeit, Planaufgaben, technische Dokumentationen, Standorte der Unterabteilungen des BBK, Verzeichnisse der Entlassenen, Verzeichnisse über Verlegungen von Häftlingen in die Lager Nördliches Eisenbahn-ITL und Kargopol-ITL [26]. | Fußnote(n) | (1) Schließung laut Verordnung Nr. 08955 des Rates der Volkskommissare der UdSSR vom 11.09.41 über die Beendigung des Holzeinschlags und -abtransports am Weißmeer-Ostsee-Kanal: "unverzügliche Einstellung der Arbeiten in allen Unterabteilungen des BBK mit Ausnahme der Pudosch-Abteilung" (für die derselbe Befehl die Ausgliederung aus dem BBK und unmittelbare Unterstellung der Verwaltung der Lager für Holzwirtschaft des NKWD der UdSSR anordnete).
Sämtliche Ausrüstungen und alle Häftlinge des Weißmeer-Ostsee-Lagers wurden dem ITL BEI DER HAUPTVERWALTUNG FÜR VERTEIDIGUNGSARBEITEN, das aus dem früheren BBL hervorging, übertragen [2]. Bis zum April 1943 gab es in der Verwaltung der Lager für Holzwirtschaft (ULLP) eine Abteilung zum Schutz und zur Verwaltung der stillgelegten Wirtschaft des ehemaligen BBK (aufgelöst am 07.04.43 [27]).
(2) Belege für die Umsetzung dieses Verlegungsbefehls wurden nicht gefunden.
(3) Die Bauverwaltung des BBWP und das ITL gingen aus der Bauverwaltung des Nördlichen Bezirks des BelomorStroi des Volkskommissariats für Verkehr (NKPS) hervor, die an die OGPU übergeben worden war [28] (die leitenden Mitarbeiter beim Bau des BBWP werden im Feld "Leiter" angeführt). Im Frühjahr 1933 (spätestens am 01.05.33 - das Original des Befehls wurde nicht gefunden) wurde die Bauverwaltung des BBWP und ITL umbenannt in Zentralstab für den Bau des BBWP [12. S. 63]. Nach Abschluss der Arbeiten am BBWP (das Protokoll der Regierungskommission über die Inbetriebnahme wurde am 27.07.33 unterzeichnet [12. S. 67], und der Kanal wurde per Beschluss des Rates der Volkskommissare vom 02.08.33 in Betrieb genommen [12. S. 71]), wurde am 02.07.33 der Zentralstab in die Verwaltung des WEISSMEER-OSTSEE-ITL der OGPU umgewandelt und dessen Standortverlegung in das Dorf Nadwoizy angeordnet [6] (siehe auch Fußnote 2). 1932 waren beim Kanalbau 92.000 Häftlinge und beim Holzeinschlag 15.900 Häftlinge beschäftigt [13. Bl. 178].
(4) Nach Abschluss der Bauarbeiten am BBWP wurde per Beschluss des Rates der Volkskommissare vom 17.08.33 "Über den BBK" das Weißmeer-Ostsee-Kombinat der OGPU gebildet. Diesem wurden folgende Aufgaben übertragen: Besiedlung der Gebiete entlang dem Kanal (insbesondere durch Ansiedlung von Zwangsarbeitern);
Betrieb des Kanals, Schiffbau für die Schaffung einer eigenen Kanalflotte;
Prospektion und Gewinnung von Bodenschätzen, insbesondere Natursteinen und Erzen, Bau von Wasserkraftwerken;
Lösungsvorschläge für den Bau einer zweiten Schleusenstufe im Weißmeer-Ostsee-Kanal, um ihn zu vertiefen und zu verbreitern sowie für den Bau des Kanals Kandalakscha-Murmansk, Holzgewinnung und andere Arbeiten [7]. Für die Arbeiten am Weißmeer-Ostsee-Kanal der OGPU-NKWD wurden Häftlinge des BelBaltLag (zum 01.07.38 - 77.278 Personen, davon 3.946 Frauen) sowie Zwangsarbeiter eingesetzt (zum 08.07.38 lebten in 21 Sondersiedlungen des BBK 28.083 Personen, von denen wiederum 15.525 Personen zu Arbeiten eingesetzt wurden) [29].
(5) Bei der Einrichtung des BBK wurde der OGPU das "Monopolrecht zum Kanalbetrieb (Powenez-Soroka) und zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen der umliegenden Bezirke" eingeräumt [7]. Später wird jedoch die Holzgewinnung zum entscheidenden Arbeitsbereich des BBK [30]: laut Beschluss Nr. 1429-223 des Rates der Volkskommissare vom 10.07.35 wurde dem Kombinat eine Waldfläche von 2.800.000 ha zugewiesen [31], später wurde kam noch das Pudosch-Waldgebiet hinzu [30]. Im Frühjahr 1939 wurde der Weißmeer-Ostsee-Kanal dem Volkskommissariat für Wasserwesen der UdSSR übergeben [32] (Bestätigung des Übergabeprotokolls per 10.07.39 [33]);
Laut Beschluss Nr. 4467-325s des Rats der Volkskommissare vom 15.09.39 wurde dem BBK das "Monopolrecht" an der Nutzung des Kanals und der anliegenden Gebiet entzogen, und es verblieb lediglich die Holzgewinnung auf den früher zugewiesenen Flächen [34].
(6) Übergabe der Bauarbeiten am Segescha-Kombinat am 21.10.39 an das SEGESCHA-ITL, der Bauarbeiten am Montschegorsk-Kombinat (dasselbe wie das Kombinat "Nordnickel") am 14.01.40 an das MONTSCHEGORSKER ITL UND BAU DES KOMBINATS "NORDNICKEL" [36), der Bauarbeiten am Kondopoga-Werk am 19.03.41 an das SEGESCHA-ITL [37), der Bauarbeiten am Soroka-Hafen (Weißmeerhafen) am 30.04.41 an BAU UND ITL MATKOSCHNENSKOJE [38].
(7) Davon 25.311 Verurteilte wegen konterrevolutionärer Verbrechen und 19.304 als sozial-gefährliche und sozial-schädliche Elemente Verurteilte [39].
(8) Gleichzeitig als Leiter des BBK und Assistent des Leiters des GULAG tätig.
(9) Am 08.09.41 zum Leiter der Verwaltung für Verteidigungsarbeiten des NKWD in der Karelo-Finnischen SSR ernannt [40].
(10) L. I. KOGAN wurde am 31.10.32 außerdem zum Leiter des Baus des Moskwa-Wolga-Kanals ernannt [41].
(11) Siehe Beschluss des Zentralen Exekutivkomitees der UdSSR vom 04.08.33 "Über die Auszeichnung der Arbeiter, Ingenieure und Leiter am Bau des Weißmeer-Ostsee-Kanals 'Gen. Stalin' mit Orden der UdSSR" [22].
(12) Laut Stellenplan war bei der Organisation des Weißmeer-Ostsee-Kanals der Leiter des WEISSMEER-OSTSEE-ITL gleichzeitig stellvertretender Leiter des BBK [7]. Seit der Ernennung S. A. ALMASOW-ALMASJANS zum Leiter des WEISSMEER-OSTSEE-ITL am 07.10.36 (siehe Fußnote (8)) wurden die Posten des Leiters des BBK und des Leiters der Verwaltung des WEISSMEER-OSTSEE-ITL zusammengelegt.
(13) Gleichzeitig stellvertretender Leiter des GULAG der OGPU, vorher: stellvertretender Bauleiter des Moskwa-Wolga-Kanals und Leiter des DMITROW-ITL [23] (siehe auch Beschluss des Rats der Volkskommissare vom 17.08.33 "Zu Maßnahmen, die mit der Organisation des BBK zusammenhängen" [42]).
(14) Ernennung zum Leiter der Bauverwaltung der Wasserkraftwerke von Uglitsch und Rybinsk [24]. | Quellennachweis | 1. Befehl 667/359 der OGPU vom 16.11.31.
2. Befehl 0416 des NKWD vom 18.09.41.
3. Befehl 00169 des NKWD vom 08.05.35.
4. Befehl 00205 des NKWD vom 09.03.39.
5. Befehl 00212 des NKWD vom 26.02.41.
6. Befehl 00233 der OGPU vom 02.07.33.
7. Zentrales Staatsarchiv der Republik Karelien. f. 865. op. 36. d. 1. l. 35-36 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 89-90).
8. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2928. l. 85-86.
9. Ebenda. d. 2922. l. 13.
10. Ebenda. d. 2924. l. 150.
11. Befehl 348 des NKWD vom 10.11.35.
12. GULAG v Karelii: Sbornik dokumentov i materialov, 1930–1941. [GULAG in Karelien. Dokumente und Materialien. 1930-1941. Sammelband.] Petrosawodsk 1992.
13. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2920. l. 178.
14. Ebenda. d. 2740. l. 1-8, 14, 21.
15. Ebenda. op. 1d. l. 3, 53.
16. Befehl 48ls der OGPU vom 16.01.32.
17. Befehl 273ls der OGPU vom 28.03.32
18. Befehl 937ls des NKWD vom 07.10.36.
19. Befehl 1158ls des NKWD vom 13.07.37.
20. Befehl 1516ls des NKWD vom 28.08.37.
21. Befehl 268ls des NKWD vom 01.03.41.
22. SZ SSSR. 1933. Nr. 50, S. 293 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 72-75).
23. Befehl 140 der OGPU vom 23.08.33.
24. Befehl 302 des NKWD vom 16.09.35.
25. Befehl 806ls des NKWD vom 04.12.35.
26. Brief Zentrales Staatsarchiv der Republik Karelien Nr. 1/249 vom 28. 10.96.
27. Befehl 242 des NKWD vom 07.04.43.
28. GARF. f. 9414. op. 1. d. 2. l. 49.
29. Zentrales Staatsarchiv der Republik Karelien. f. 865. op. 32. d. 10. l. 71-72 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 152-153).
30. Ebenda. op. 36. d. 10. l. 7-21 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 154-157).
31. Ebenda. d. 1. l. 2 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 109).
32. Befehl 073 des NKWD vom 05.04.39.
33. Befehl 437 des NKWD vom 10.07.39.
34. Befehl 0348 des NKWD vom 17.10.39.
35. Befehl 001273 des NKWD vom 21.10.39.
36. Befehl 017 des NKWD vom 14.01.40.
37. Befehl 0137 des NKWD vom 19.03.41.
38. Befehl 0222 des NKWD vom 30.04.41.
39. GARF. f. 9414. op. 1. d. 1140. l. 140.
40. Befehl 001229 des NKWD vom 08.09.41.
41. Weißmeer-Ostsee-Kanal "Gen. Stalin". Belomorstroi, 1933.
42. Zentrales Staatsarchiv der Republik Karelien. f. 865. op. 36. d. 1. l. 33-34 (zit. nach: GULAG v Karelii [GULAG in Karelien] S. 90-91). | Autor(en) | Sergei Kriwenko | Quelle | Das System der Besserungsarbeitslager in der UdSSR 1923-1960. Handbuch. Hrsg. Michail Smirnow | Weitere Lager | BAU UND ITL MATKOSCHNENSKOJE ITL BEI DER HAUPTVERWALTUNG FÜR VERTEIDIGUNGSARBEITEN MONTSCHEGORSKER ITL UND BAU DES KOMBINATS "SEWERONIKEL" PUDOSCH-LAGERABTEILUNG SEGESCHA-ITL SOLOWEZKI-ITL DER OGPU WOLGA-ITL DES MWD
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