biographie

 
   
 
 

Lew

Sinowjewitsch

Kopelew

 
 

"Erst allmählich begann ich zu verstehen, daß ich unbedingt die Grundlagen meiner Anschauungen von Welt und Menschen, von historischen Gesetzen, vom Verhältnis zwischen Sein und Bewußtsein, von Politik und Moral revidieren mußte."

"Doch ich will frei sein von jeder wie auch immer gearteten Abhängigkeit des Geistes. Nie wieder werde ich einem Götzen dienen, nie wieder höheren Mächten gehorchen, um deretwillen man die Wahrheit verbergen, andere und sich selbst betrügen, Andersdenkende verfluchen oder verfolgen muss."

Lew Kopelew: Tröste meine Trauer. Autobiographie 1947-1954. Hamburg 1981, S. 393, 395.

   
 

09.04.1912

Geb. in Kiew.

1926

Umzug nach Charkow. Schulabschluss

1927-1929

Gelegenheitsarbeiten. Teilnahme an literarischen Zirkeln

29.03.1929

Verhaftung (nach einer Flugblattaktion gegen die Inhaftierung Andersdenkender). Bald darauf Entlassung gegen die Bürgschaft des Vaters.

1932-1933

Teilnahme als Agitator an der Kampagne für den Kolchosbeitritt in der Ukraine.

1935

Ausschluss aus dem Komsomol wegen des Kontakts zu einem "trotzkistischen" Verwandten (seinem bereits mehrfach verhafteten Vetter). Wiederaufnahme in den Komsomol nach einer Verwarnung wegen mangelnder Wachsamkeit.

1938-1941

Umzug nach Moskau. Doktorand, Assistent und Dozent am Moskauer Institut für Philosophie, Literatur und Geschichte; Promotion.

1941-1945

Kriegsteilnahme. Parteieintritt. Propaganda unter den deutschen Truppen.

März 1945

Parteiausschluss.

05.04.1945

Verhaftung in der Nähe von Danzig in einem Lazarett.

1945/46

Anklage nach Art. 58-10 und 193-2g (Befehlsverweigerung im Feld). Vorwurf, "Mitleid mit dem Feind" und damit "bürgerlichen Humanismus" propagiert zu haben. Nach Zwischenaufenthalten in mehreren Gefängnissen Transport nach Suchobeswodnoje. Einsatz bei der Kartoffelernte und beim Holzfällen. Transport nach Moskau in die Butyrka.

Oktober 1946

Abschluss der Untersuchung. Gerichtsbeschluss: Freispruch, da kein Verbrechen vorliegt.

03./04.01.1947

Freilassung.

17.03.1947

Erneute Verhaftung. Untersuchungshaft in der Butyrka. Verurteilung nach Art. 58 zu drei Jahren Lagerhaft und zwei Jahren Aberkennung der bürgerlichen Rechte. Transport in ein Lager an der Großen Wolga nahe bei Moskau. Erneute Untersuchung. Rückkehr in die Butyrka. Neues Urteil: Zehn Jahre Lagerhaft und fünf Jahre Aberkennung der bürgerlichen Rechte.

1947-1953

Zunächst Haft in der Butyrka, dann Arbeit in der "Scharaschka" (Haftanstalt mit relativ günstigen Haftbedingungen für Spezialisten, die dort in ihren wissenschaftlichen Fachgebieten eingesetzt wurden) Marfino. Bekanntschaft mit Dmitri Panin und Alexander Solschenizyn.

Ende 1953-Ende 1954

Haft im Gefängnis Matrosskaja tischina (Matrosenruhe), dann in der Scharaschka in Kutschino.

07.12.1954

Haftentlassung. Rückkehr nach Moskau.

1956

Rehabilitierung.

1956-1980

Wiss. Tätigkeit, Übersetzungen, Publikationen. Teilnahme an der demokratischen Bewegung.

November 1980

Reise mit seiner Frau Raissa Orlowa nach Deutschland zu einem Forschungsaufenthalt.

Januar 1981

Lew Kopelew und Raissa Orlowa wird die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen.

Oktober 1981

Friedenpreis des Deutschen Buchhandels.

1981-1997

Leben in Köln, intensive wissenschaftlich-publizistische Tätigkeit.

18.06.1997

Tod in Köln.

Lagerhaft in

UNSCHA-ITL

   
 

Ausgewählte
Biographien

 
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

Biographie: Vera Ammer

Wir danken Naum Slavutzki für die freundliche Überlassung des Fotos.