biographie

 
   
 
 

Daniil

Leonidowitsch

Andrejew

 
 

"...Ich beende das Manuskript zu 'ROSA MIRA' in Freiheit, im goldenen herbstlichen Garten... und dennoch – die letzten Seiten meines Manuskripts verberge ich, so wie ich die ersten verbarg... und nach wie vor fehlt mir die Gewissheit, dass das Buch nicht vernichtet wird...."



"Nach welchem Muster wurde der Mensch von diesem allumfassenden pädagogischen System geschaffen? Wie sah sein Ideal aus?

Das System erzog ihn vor allem zur Kühnheit, da der Staat Kühnheit im Kampf mit seinen Feinden benötigte und dies auch im zukünftigen Kampf um die Weltmacht wichtig war. Man förderte seinen Willen, der jedoch dem Staat und der Quasikirche untergeordnet und fest in der Verwirklichung ihrer und ausschließlich ihrer Richtlinien sein sollte. Man förderte das Kameradschaftsgefühl, Kameradschaft aber nur jenen gegenüber, die unerschütterlich und standhaft die Sache des jeweiligen Staates und der jeweiligen Quasikirche vertraten. Es wurde zur Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit erzogen, wobei die Ehrlichkeit von besonderer Art war: Diese Ehrlichkeit sollte dazu führen, dass der Mensch, ohne zu zögern, den Kameraden, Freund, Vater verriet und ein beliebiges ihm anvertrautes Geheimnis offen legte, wenn diese auch nur in Ansätzen den Interessen des Staates oder den Anordnungen der Quasikirche widersprachen. Es wurde ein schöpferisches Verhältnis zur Arbeit begünstigt – alles um der Effektivität der Arbeitsprozesse willen, im Namen von Quasikirche und Staat. Es wurde der Wissensdurst belohnt, jedoch wurde dieser kanalisiert und in eine Richtung geleitet, die den technischen Fortschritt und die Herausbildung einer bestimmten Ideologie gewährte. All dies wurde gespickt mit einem sorgsam kultivierten, forcierten, gedungenen, brennenden Hass dem Feind gegenüber, wobei jeder als Feind betrachtet wurde, der anders als die Quasikirche dachte. Resultat war eine entwickelte, energische, lebenslustige, zielstrebige, willensstarke Persönlichkeit, die auf besondere Art und Weise ehrlich und idealistisch war. Dabei blieb sie bis ins Grausame mitleidlos, geistig beschränkt, unwissend auf dem Gebiet der Religion, sie wertete oft Gemeinheit als Heldentat und Unmenschlichkeit als Mut und Heroismus. Es wurde der vollendete Typus eines selbstbewussten Fanatikers geschaffen, der sich einbildete, sein Staat sei der beste aller Staaten, sein Volk sei das talentierteste aller Völker, seine Quasikirche sei der Born absoluter Wahrheit, seine Ideologie sei absolut richtig und sein Führer unfehlbar – unfehlbar nicht nur ex cathedra, sondern während seines gesamten Lebens – und alles andere sei Schund, historischer Abfall, ein absolutes Hindernis für das Leben, das ohne Mitleid ausgemerzt werden müsse."

Auszüge aus dem 1. und dem 2. Band der "Rosa Mira", der demnächst im Verlag Vega-e.k. erscheinen wird.

   
 

02.11.1906

Geb. in Berlin als Sohn von Alexandra Weligorskaja und des Schriftstellers Leonid Andrejew. Wächst in der Familie seiner Tante in Moskau auf. Beginnt in früher Jugend zu schreiben.

1929

Beendigung der Schule. Keine Zulassung zur Universität. Absolvierung der Höheren Literaturkurse in Moskau. Erlernt den Beruf des Schriftsetzers.

1937

Begegnung mit seiner späteren Frau, Alla Alexandrowna.

1937-1941

Immer wieder kurzzeitig inhaftiert (zu sowjetischen Feiertagen).

1942-1944

Kriegsteilnahme.

1944-1947

Lebt in Moskau; Heirat mit Alla Alexandrowna.

21.04.1947

Verhaftung nach einer Denunziation; Beschlagnahme und Vernichtung aller Manuskripte. 19 Monate Untersuchungshaft Anklage: antisowjetische Propaganda (der antisowjetische Charakter seiner Werke), Bildung einer antisowjetischen Gruppe, Vorbereitung eines Attentates auf Stalin.

1948

Verurteilung durch einen Sonderausschuss beim MGB zu 25 Jahren Kerkerhaft.

1948-1957

Haft im Gefängnis von Wladimir. Es gelingt ihm, dort große Teile seines Hauptwerks "Rosa Mira" zu verfassen und vor der Vernichtung zu bewahren.

1956

Herabsetzung der Haft auf 10 Jahre.

23.04.1957

Haftentlassung.

04.07.1957

Rehabilitierung.

1957-1959

Leben in Moskau. Wiederherstellung einiger Manuskripte, vor allem der "Rosa Mira" (Weltrose).

30.03.1959

Tod in Moskau.

September 2005

Erscheinung des ersten Bandes des im Wladimir-Gefängnis verfassten Werks "Rosa Mira" in deutscher Übersetzung in Frankeneck (Verlag Vega e.K.).

   
 

Ausgewählte
Biographien

 
 

Fotos, Illustrationen und Dokumente

HaftfotoEhepaar Andrejew 1959Daniil Andrejew  

Haftfoto

Ehepaar Andrejew 1959

Daniil Andrejew

  

Biographie: Vera Ammer



Die Veröffentlichung der Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlages Vega e. K. / Frankeneck (www.vega-ek.de, www.rosamira.de).